rechnung mit einer unbekannten

leseprobe

rechnung mit einer unbekannten

Der erste Tolonen-Roman
erschien im Juli 1989 im Rowohlt Taschenbuch Verlag.
Das Buch ist nur noch antiquarisch erhältlich.
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der anfang

Sie klingelten Sturm. Fünf Minuten lang. Es war zum Wahnsinnigwerden. Als ich mich endlich aus dem Bett schwang, stieß ich die offene Mineralwasserflasche um. Um meinen linken Fuß sammelte sich kaltes Wasser. Ich stolperte durch das dunkle Zimmer in den Flur und riss die Tür auf.

Draußen standen zwei Stoppelköpfe und grinsten mich an.

"Grüß Gott!" sagten sie.

Sie waren tadellos gekleidet. Dunkelblaue Anzüge, hellblaue Hemden, Krawatten mit dem Hamburger Wappen. Ich zog meine Boxershorts zurecht. Mormonen! Das hatte mir gerade noch gefehlt. Wie spät war es? Ein bohrender Schmerz meldete sich in meinem Hinterkopf.

"Wir stören Sie doch nicht?", sagte der Größere der beiden. Er war der ältere, etwa Anfang dreißig, hatte ein kugelrundes, leicht aufgedunsenes Gesicht und ungeheuer große Hände. Die Nasenlöcher der etwas zu kleinen Nase wirkten in seinem breiten Gesicht unverhältnismäßig gross. Eine Schönheit war er nicht. Wieso trug er einen Ehering an der einen Hand? Ich sah mir seine andere an. Waren Mormonen nicht Polygamisten? Der hier trug jedenfalls nur einen Ring. Oder reichte der auch für mehrere Frauen aus?

"Wir wollen mit Ihnen über Gott sprechen", sagte der Große.

"Für Gott ist es nie zu spät", erklärte der andere. Er hatte eine hohe Stimme und ein extrem bleiches Gesicht. Er trug überhaupt keinen Ring, hielt aber einen schwarzen Aktenkoffer in der einen Hand. Beide Männer sprachen mit amerikanischem Akzent und stellten das sauberste Lächeln zur Schau, das man sich überhaupt vorstellen kann.

"Zu früh", sagte ich, "es ist noch zu früh für den lieben Gott. Ich muss wieder ins Bett zurück. Wenn Sie mir ein Gesangbuch verkaufen wollen, müssen Sie später wiederkommen."

"Wir wollen Ihnen nichts verkaufen, wir wollen Ihre Seele retten", sagte der Große.

Mir wurde kalt. Die beiden gingen mir auf die Nerven.

"Meine Seele hab ich momentan nicht bei mir ... "

Ich drehte mich um und suchte nach dem Türgriff. Dann trat ich einen Schritt zurück, um die Tür zu schließen. Wie auf ein Kommando ruckten sie einen Schritt nach vorn ...

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