Und das Meer gab seine Toten wieder

Und das Meer gab seine Toten wieder

Das Buch erschien im Juni 2008 in der Edition Nautilus.
Broschur, 224 Seiten, Euro 13,90 (D), ISBN 978-3-89401-574-9
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[ Und das Meer gab seine Toten wieder ]: Prolog und erstes Romankapitel

[ Die Geschichte eines Hamburger Polizeiskandals ]: Interview mit Robert Brack

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Robert Brack

Die Toten von Pellworm

Ein Hamburger Polizeiskandal aus dem Jahr 1931

"Am 9. 7. 1931 trieben die Leichen zweier Hamburger Kriminalbeamtinnen am Strand von Pellworm an, die wegen dienstlicher Misshelligkeiten freiwillig in den Tod gegangen waren. Am 12. 7. 1931 wurde die Dienststelle aufgelöst."

Auf diese beiden Sätze stieß ich 2002 in einer offiziellen Chronik, als ich gerade dabei war, die Geschichte der Hamburger Polizei zu recherchieren. Natürlich fragte ich mich, welche ungeheuerlichen "dienstlichen Misshelligkeiten" zwei Polizistinnen in den Selbstmord treiben konnten. Die Chronik der Polizeibehörde hüllt sich da in schamhaftes Schweigen. Andere Schriften (sogar die sonst so akribische "Schwarze Chronik einer Weltstadt" des Ex-Polizisten Helmut Ebeling) erwähnten den Fall ähnlich stiefmütterlich. Meine Neugier als Kriminalschriftsteller war geweckt und ich nahm mir vor herauszufinden, was 1931 in Hamburg und auf Pellworm passiert ist.

Alle Informationen zu diesem Fall, ob in Büchern oder in den Akten des Hamburger Staatsarchivs gesammelt, waren merkwürdig unvollständig. Und so dauerte es sechs Jahre, bis ich das Puzzle zusammengesetzt hatte. Erst nach einem Aufenthalt auf der Nordseeinsel Pellworm ergab sich ein schlüssiges Bild – dort wurden die beiden Beamtinnen auf dem Friedhof der Strandleichen, auch "Heimat der Heimatlosen" genannt, anonym beigesetzt.

Die tragische persönliche Geschichte der Kriminalinspektorin Therese Dopfer und ihrer Kollegin Kriminalobersekretärin Maria Fischer zu recherchieren war eine spannende Angelegenheit. Die politischen Hintergründe und polizeiinternen Intrigen um die damalige Leiterin der Weiblichen Kriminalpolizei Josephine Erkens aufzudecken, war nicht weniger aufregend. Zunächst wollte ich das gefundene historische Material benutzen, um einen Roman daraus zu machen, der ab einem bestimmten Moment ins Spekulative abhebt. Dann stellte sich heraus, dass die Wahrheit viel spannender war als zunächst angenommen. Also entschloss ich mich, den Fall der Toten von Pellworm, der auch ein Fall Erkens ist, unverfälscht wieder zu geben.

Die polizeiinternen Darstellungen wie auch der abschließende Bericht des Untersuchungsausschusses des Senats sind unvollständig, unklar und tendenziös. Vieles bleibt – oftmals absichtlich – im Dunkeln. Auch die zahlreichen Presseberichte zu diesem Fall sind sehr widersprüchlich. Niemand hat damals beschrieben, wo genau die Leichen gefunden wurden, die offizielle Todesursache "durch Gift" wurde niemals hinterfragt, obwohl in den Zeitungen von Pistolenschüssen, Fesselungen und Tod durch Ertrinken die Rede war. Niemand fand es merkwürdig, dass die Leichen im Sommer angeblich tagelang am Strand lagen, ohne von Touristen oder Einheimischen bemerkt zu werden.

Es stellten sich noch mehr Fragen: Wieso machten sich Therese Dopfer und Maria Fischer am 3. Juli 1931 auf den Weg nach Pellworm? Wollten sie dort in den Tod gehen, weil ihre streitbare Chefin Josephine Erkens einen Tag vorher nach einer Suspendierung wieder den Dienst antrat? Wieso konnte ein Beamter der Hamburger Polizei, der ihnen hinterher geschickt wurde, sie tagelang auf der kleinen Insel nicht finden? Warum wurden die Leichen auf Pellworm begraben und nicht in Hamburg?

Weshalb wurde die Abteilung der Weiblichen Kriminalpolizei wenige Tage nach dem Leichenfund aufgelöst? Wieso trat Frau Regierungsrätin Erkens - immerhin eine international renommierte Expertin und verdiente Beamtin - im Zuge der Ermittlungen in den Hungerstreik? Warum wurde sie entlassen, obwohl man sie von der Schuld am Tod ihrer Untergebenen freisprach?

Das sind nur einige Fragen, die sich mir in diesem Zusammenhang stellten. Beantwortet werden sie jetzt von der britischen Polizistin Jennifer Stevenson, deren Ermittlungen alle bislang verborgenen Details über diesen Fall zu Tage fördern.

Sterberegister Pellworm Strandleichen
Auszug aus dem Pellwormer Sterberegister: Liste der Strandleichen

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