auf dem weg nach unten

zwei kurzgeschichten von robert brack

[ story 1 ] 

trompeten für max jericho

Er verzog das Gesicht zu einem bösen Grinsen. Amok! dachte er. Dann nahm er das Gewehr in die Hände, entsicherte es und legte an. Durch das Visier sah er die Tauben. Er suchte sich eine aus und zielte genau auf ihr Auge. Amok! dachte er wieder. Dann drückte er ab. Es gab einen kleinen Knall, eher einen Plopp, und die Taube fiel um. Max lachte triumphierend auf. Die anderen Tauben ließen sich nicht stören. Max zielte auf eine andere. Plopp! Auch sie fiel um. Max behielt das Gewehr im Anschlag und grunzte zufrieden. In schneller Folge schoss er sieben weitere Tauben über den Haufen.

Eine Frau in Latzhose kam auf ihn zugelaufen und rief: "Also hören Sie mal!"

"Was`n los?" fragte Max mit schwerer Zunge.

Die Stimme der Frau kiekste: "Die armen Tiere!"

"Ach was", sagte Max. "Außerdem üb ich nur."

"Das sind Friedensvögel, Sie Flegel!"

"Scheiß Frieden", grunzte Max und legte wieder an.

Erstveröffentlichung in: Literarischer Taschenkalender 1991, Edition Nautilus Hrsg: Lutz Schulenburg/Peter M. Hetzel

[ story 2 ] 

aufgegriffen

- Bleiben Sie endlich ruhig stehen und beantworten Sie meine Fragen!

- Jawohl.

- Sie heißen Max Jericho ...

- Ja, das stimmt.

- ... sind zur Zeit wohnhaft in Hamburg.

- Das ist beides richtig.

- Wie bitte?

- Ich wohne in Hamburg und bin auch hier in Haft.

- Wollen Sie sich über mich lustig machen?

- Aber nein, warum denn?

- Reißen Sie sich zusammen und provozieren Sie nicht das Gericht!

erschienen in: Bloody Christmas 2, Rowohlt Taschenbuch Verlag 1994

[ story 3 ] 

Verkehrte Welt

Wenig später zog er die Polizeiuniform an. Damit konnte er mehr Eindruck schinden, aber eher bei den kleinen Jungs. Die großen Mädels hielten respektvoll Abstand. Die Bengel wiederum wurden älter, rotteten sich zusammen und hoben irgendwann drohend die Fäuste gegen die Staatsgewalt. Wenn du da Eindruck schinden wolltest mit deiner Uniform und der Dienstpistole, musstest du schießen - und anschließend die Konsequenzen tragen.

erschienen auf: Polar Gazette

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