das totenschiff von altona

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das totenschiff von altona

Der siebte Jacques-Pistoux-Roman, erschien im März 2002 im Rowohlt Taschenbuch Verlag.
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Sie erwachte von den Böllerschüssen, die, vom Nebel gedämpft, über die Elbe hallten. Voller Angst behielt sie die Augen geschlossen, den Kopf in den Armen vergraben. Ein kalter Windhauch fuhr über sie hinweg. Sie fröstelte. War das ihr Körper, von dem ein dumpferSchmerz ausging? Er signalisierte ihr, dass sie noch lebte. War sie denn wirklich nicht tot? Die Erkenntnis, noch da zu sein, durchfuhr sie wie ein Schock. Sie krümmte sich zusammen. Nun konnte es also doch noch schlimmer kommen!

Sie hörte ein lautes Stöhnen und merkte dann, dass sie selbst diesen Laut ausgestoßen hatte. Noch immer wagte sie nicht, den Kopf zu heben. Aber sie horchte. Sie hörte ein Flattern wie von einem Fähnchen im Wind. Sie hörte das Knarren von Holz und Seilen, ein Schaben, ein leises Quietschen, ein Gurgeln, ein regelmäßiges Schwappen. Dann einen fernen Schrei, irgendwo dort oben, wo der kalte Hauch herkam. Wer schrie da?

Plötzlich war da wieder dieser schreckliche Geruch. Diese Ausdünstung des Todes, die sie so lange ertragen hatte, dass sie inzwischen schon ganz abgestumpft dagegen war. Aber jetzt war dieser Gestank schlimmer als je zuvor. Er kam von unten. Ein bestialischer Geruch nach Fäulnis und Zerfall. Ein plötzliches krampfartiges Unwohlsein wallte in ihr hoch.

Wieder Böllerschüsse in der Ferne. Dann hörte sie erneut den Schrei der einsamen Möwe. Eine Möwe? Sie hob den Kopf. Wo Möwen waren, da war Land. Sollte diese schreckliche Reise endlich vorbei sein?Warum erlöste sie niemand aus ihrem Alptraum und rief: "Land in Sicht"...

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